Inmitten einer heftig geführten politischen Kontroverse um Tiktok hat die chinesische Kurzvideo-Plattform neue Sicherheitsfunktionen besonders für Teenager angekündigt. Die Maßnahmen sollen die Anwenderinnen und Anwender in die Lage versetzen, die mit Tiktok verbrachte Bildschirmzeit besser zu kontrollieren, erklärte das Unternehmen am Mittwoch in Berlin. Außerdem sollen Eltern von Minderjährigen die Tiktok-Nutzung ihrer Kinder besser im Blick haben können.
Mit den Änderungen unternimmt Tiktok einen zweiten Anlauf, auf Bedenken aus der Politik zu reagieren. Im vergangenen Juni hatte Tiktok zum Abschluss von einjährigen Gesprächen mit der EU-Kommission einen besseren Schutz vor versteckter Werbung zugesagt. Zuvor hatte der europäische Verbraucherverband Beuc bemängelt, dass Kinder und Jugendliche nicht ausreichend vor versteckter Werbung und potenziell schädlichen Inhalten geschützt würden.
Aktuell geht es um die Frage, wie viel Zeit besonders Kinder und Jugendliche mit Tiktok verbringen. Der Dienst ändert künftig die Standardeinstellungen für die Bildschirmzeit von Teenagern unter 18 Jahren auf maximal 60 Minuten am Tag. Danach wird allerdings die App nicht blockiert. «Wenn Jugendliche sich entscheiden, dieses neue Standardlimit zu deaktivieren und mehr als 100 Minuten an einem Tag auf Tiktok verbringen, werden sie mit einem Hinweis dazu aufgefordert, selbst ein tägliches Bildschirmzeitlimit für sich festzulegen.» Bei einem Test habe dieser Ansatz die Nutzung der Tools zur Verwaltung der Bildschirmzeit um 234 Prozent erhöht.
Tägliches Zeitlimit für Teenager
Tiktok erweitert auch die Kontrollmöglichkeiten für die Eltern. Im «begleiteten Modus» könne von den Erziehungsberechtigten ein tägliches Zeitlimit für Teenager festgelegt werden, das für jeden Tag der Woche angepasst werden kann. Eltern könnten einen Überblick über die in der App verbrachte Zeit erhalten. Außerdem könnten sie sehen, wie oft Tiktok geöffnet worden sei. Das Dashboard biete auch Übersicht, wie sich die Zeit in der App auf Tag und Nacht aufteilte.
Tiktok sieht sich aktuell schwerwiegenden Vorwürfen ausgesetzt, die weit über den Kinder- und Jugendschutz hinausgehen. Die Regierungen in den USA und Kanada sowie die EU-Kommission hatten in den vergangenen Tagen aus Angst vor chinesischer Datenspionage ihren Beschäftigten untersagt, Tiktok auf ihren Diensthandys zu nutzen.
Eine Tiktok-Sprecherin wies die Vorwürfe zurück. Sie beruhten auf «grundlegenden Missverständnissen». Tiktok verbessere aktuell die Datensicherheit, unter anderem durch die Einrichtung von drei Datenzentren in Europa, um Daten von Nutzerinnen und Nutzern lokal zu speichern. Außerdem werde der Zugang von Mitarbeitern zu Daten weiter reduziert und der Datenfluss außerhalb Europas minimiert.
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