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Facebook-Konzern Meta mit erstem Umsatzrückgang

Facebook-Konzern Meta mit erstem Umsatzrückgang
Nachdem es immer nur bergauf ging, schwächelt die Facebook-Mutter Meta nun. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rafael Henrique/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa)
Über Jahre schien das Geschäft von Facebook immun gegen Datenskandale und Wirtschaftsschwäche. Nun gibt es statt Umsatzsprüngen einen Rückgang, für den Meta auch Konsumenten verantwortlich macht.

Der Facebook-Konzern Meta hat seinen ersten Umsatzrückgang erlitten und macht dafür Konjunkturängste verantwortlich. Auch für die nächsten Monate rechnet Meta nicht mit einer Besserung.

Die Entwicklung kommt dem Ende einer Ära gleich: Seit dem Börsengang 2012 ging es nur rasant aufwärts. Gründer und Chef Mark Zuckerberg kündigte an, der Konzern wolle sich nun auf langfristige Investitionen fokussieren.

Der Meta-Umsatz sank im zweiten Quartal im Jahresvergleich um rund ein Prozent auf 28,8 Milliarden Dollar. Unterm Strich schrumpfte der Gewinn um 27 Prozent auf knapp 6,7 Milliarden Dollar (rund 6,6 Mrd Euro). Top-Managerin Sheryl Sandberg verwies auch auf den starken Dollar, der zu einer ungünstigen Umrechnung von Auslandseinnahmen in der Bilanz führte. Ohne den Anstieg des Dollar-Kurses hätte es ein Umsatzplus von drei Prozent gegeben, betonte sie in einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Die Umsatzprognose für das laufende Vierteljahr fiel mit einer Spanne von 26 bis 28,5 Milliarden Dollar niedriger aus als von Analysten erwartet. Finanzchef Dave Wehner verwies zur Begründung auf eine schon im zweiten Quartal spürbare Abschwächung des Online-Werbemarkts angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit. Auch Zuckerberg verwies auf den Abschwung der Wirtschaft: «Ich würde sagen, die Situation wirkt schlimmer als ein Quartal zuvor.» Anleger ließen die Aktie im vorbörslichen Handel am Donnerstag zeitweise um fünf Prozent fallen.

Zuvor war Meta widerstandsfähig gegen Schwächephasen

Bisher zeigten sich Facebook und Meta widerstandsfähig gegen alle wirtschaftlichen Schwächephasen. Denn mit dem Wissen über Interessen und soziale Verbindungen von Milliarden Nutzern bot die Plattform Werbekunden die Möglichkeit, ihre Anzeigen gezielt an die gewünschten Zielgruppen zu adressieren.

Doch erste Risse in dem System zeigten sich bereits im vergangenen Jahr, nachdem Apple neue Regeln zum Schutz der Privatsphäre eingeführt hatte. Entwickler wie Facebook müssen iPhone-Nutzer nun um Erlaubnis fragen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Apps und Dienste nachverfolgen wollen. Viele Nutzer lehnten das ab – und torpedierten damit Anzeigen-Modelle unter anderem bei Facebook.

Trotzdem ist Facebook und sein Einfluss immer noch gewaltig. Die Zahl der Nutzer, die täglich auf mindestens eine App des Konzerns zugreifen, stieg binnen drei Monaten von 2,87 auf 2,88 Milliarden. Bei Facebook gab es einen Zuwachs von 1,96 auf 1,97 Milliarden tägliche Nutzer. Zum Konzern gehören unter anderem auch Instagram und WhatsApp.

Ausrichtung auf das «Metaverse»

Zu Zuckerbergs langfristigen Initiativen gehört die Ausrichtung des Konzerns auf das «Metaverse» – eine virtuelle Welt, in die sich nach seinen Vorstellungen das geschäftliche und soziale Leben verstärkt verlagern wird. Facebook ist ein Vorreiter der Bewegung mit seinen Aktivitäten bei virtueller Realität (VR), bei der Nutzer mit Spezialbrillen in digitale Welten eintauchen. Die Sparte Reality Labs, in der die «Metaverse»-Entwicklung und das VR-Geschäft gebündelt sind, verbuchte allein im vergangenen Quartal einen operativen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar. Meta hatte vor wenigen Tagen eine Preiserhöhung bei seinen VR-Brillen angekündigt.

Aus Washington kam am Mittwoch auch ein klares Signal, dass die US-Wettbewerbshüter Metas «Metaverse»-Aktivitäten im Blick haben. Die Handelsbehörde FTC zog vor Gericht, um dem Konzern die Übernahme der Firma Within Unlimited zu verbieten, die eine VR-Fitness-App entwickelt. Meta wolle das gesamte «Metaverse» beherrschen, heißt es in der Klage unter anderem.

Im heutigen Kerngeschäft bekommt Meta die Konkurrenz der chinesischen App Tiktok zu spüren, die mit ihrem endlosen Fluss an kurzen Videos vor allem junge Nutzer anlockt. Die Clips werden von einem Software-Algorithmus vorgeschlagen, der sich an die Interessen der Nutzer anpasst. Metas Kurzvideo-Kopie mit dem Namen «Reels» wird inzwischen in großem Stil bei Facebook und Instagram eingebettet.

Facebook: Abkehr von Wurzeln

Für die Plattform bedeutet das eine grundlegende Abkehr von ihren Wurzeln: Die ursprüngliche Idee ist schließlich, dass man sich als Nutzer mit Freunden, Familie und Bekannten sowie Organisationen oder Unternehmen vernetzt und dann ihre Beiträge sieht. Doch nun kämen 15 Prozent der Inhalte in den Facebook-Feeds der Nutzer – und noch etwas mehr bei Instagram – von jemandem, dem sie nicht folgen, sagte Zuckerberg. Bis Ende 2023 solle sich der Anteil verdoppeln.

Damit ist auch klar, dass die Kritik von Instagram-Nutzern inklusive Prominenter wie Kim Kardashian, der Foto-Dienst werde zu einem zweiten Tiktok, folgenlos bleiben dürfte. Dabei ist der Vormarsch der «Reels» zunächst nicht einmal gut für das Geschäft. Denn Meta verdient an Anzeigen im Umfeld der Clips schlechter als mit Werbung im Feed oder den täglich wechselnden sogenannten Stories der Nutzer. Die Folge: Je mehr sich die Kurzvideos ausbreiten, desto mehr verdrängen sie für Meta lukrativere Formate, räumte Zuckerberg ein.

Man werde dennoch auf sie setzen, weil sie die Aktivität der Nutzer auf der Plattform verstärkten und mit der Zeit auch ähnlich viel Geld wie andere Formate einbringen würden, betonte er. Meta gibt jedoch zu, dass dies Jahre dauern könnte. Aktuell ist «Reels»-Werbung erst auf Kurs, eine Milliarde Dollar jährlich einzubringen.

Meta gab am Mittwoch auch einen Umbau der Führungsriege bekannt. Der bisherige Finanzchef Wehner soll im November die neu geschaffene Position des Strategiechefs übernehmen. Neue Finanzchefin wird demnach Susan Li. In der Chefetage hatte sich eine Lücke aufgetan, weil Sandberg ihren Rückzug angekündigt hat. Sie galt als rechte Hand Zuckerbergs und eine Architektin von Facebooks Geschäftsmodell.

Von Andrej Sokolow, dpa