Ein Probealarm hat am bundesweiten Warntag in Deutschland um 11.00 Uhr viele Handys schrillen lassen. In Gemeinden, wo Sirenen installiert sind, hörten die Anwohner zudem einen lauten Heulton. Ausgelöst wurde die Warnung vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Bürgerinnen und Bürger erhielten erstmals zusätzlich auch über das Cell Broadcast System eine Warnung. Verbreitet wurde der Probealarm auch über Radio- und Fernsehsender. Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, bekam auch auf diesem Weg einen Hinweis auf die Probewarnung. Um 11.45 Uhr, zum Teil auch etwas später, kam eine Entwarnung auf diesem Weg.
BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte, das System habe gut funktioniert. Am frühen Nachmittag zog er eine erste positive Bilanz, räumte jedoch ein, dass es womöglich «an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf» geben könne. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: «Cell Broadcast in den Mix aus Warnmitteln aufzunehmen und damit auch den positiven Erfahrungen in zahlreichen Ländern zu folgen, war eine richtige und wichtige Entscheidung.» In Notfällen und bei Katastrophen können Warnungen so einfach, schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen versendet werden.
Umfrageergebnisse im Januar
Mit dem bundesweiten Warntag wollte die Behörde herausfinden, wie viele Menschen eine Warnung vor Gefahren im Ernstfall erreichen würde. Helfen soll dabei auch eine repräsentative Umfrage, deren Ergebnisse spätestens im Januar vorliegen sollen.
«Der heutige Warntag war ein großer bundesweiter Testlauf für die Warnsysteme – und ein wichtiger Schritt für weitere Verbesserungen im Bevölkerungsschutz», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Sie kündigte weitere Maßnahmen für eine bessere Vorbereitung der Bevölkerung auf Krisenlagen an. Ab 2023 werde es einen jährlichen «Bevölkerungsschutztag» geben. «An diesem Bevölkerungsschutztag können wir für Schutzmaßnahmen des Staates, aber auch für die Vorsorge, die jeder selbst treffen kann, werben.»
Beim Cell-Broadcast-Verfahren geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft. Allerdings funktioniert das System bei einigen älteren Handy-Modellen nicht.
Da es sich nur um einen Test handelt, müssen die Menschen, die die Warnung empfangen, nichts tun. Über Cell Broadcast wird keine Entwarnung gesendet. Die Warnung wird zum Zeitpunkt der Entwarnung lediglich technisch deaktiviert, so dass der Warnhinweis auf dem Handy nicht mehr angezeigt wird.
Beim ersten bundesweiten Warntag am 10. September 2020 war einiges schiefgelaufen. Unter anderem kam die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an. Wäre es tatsächlich ein Ernstfall gewesen, hätten viele Bürger nichts mitbekommen. Das Bundesinnenministerium hatte den Probealarm deshalb damals als «fehlgeschlagen» bezeichnet.
Weitgehend pünktlich
In diesem Jahr gingen die Probe-Warnmeldungen weitgehend pünktlich auf Handys ein, gleichzeitig wurden sie über Radio- und Fernsehsender veröffentlicht. Bei der Leitstelle der Kölner Feuerwehr gingen danach Notrufe von besorgten Bürgern ein, die erstmals eine Cell-Broadcast-Warnung auf ihr Handy bekamen.
Bei vielen Berliner Nutzern kamen die Meldungen allerdings gar nicht oder verspätet an, zum Teil erst gegen 11.30 Uhr oder nach 12.00 Uhr, wie sie berichteten. Auch Sirenen waren in der Hauptstadt, anders als in anderen Bundesländern, nicht zu hören. Die Technik sei noch nicht einsatzbereit, zudem stünden erst sehr wenige der neu geplanten Sirenen zur Verfügung, hieß es. In Hamburg habe alles funktioniert, sagte ein Sprecher der Innenbehörde. Alle 123 Sirenen im Stadtgebiet hätten Probealarm ausgelöst.
Aus Sicht von Vodafone war der erste Test des neuen Katastrophen-Warnsystems Cell Broadcast «ein voller Erfolg». Das Unternehmen teilte mit: «Wir werden nun alle Erkenntnisse aus dem Warntag auswerten und für die weitere Optimierung des neuen Warnsystems bis zum Start des Regelbetriebs in 2023 nutzen. Dann sollen auch mehr ältere Endgeräte in das Warnsystem einbezogen werden als heute bei der ersten Testwarnung.»
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